Karpfenangeln im Frühjahr

Der wichtigste Faktor beim Karpfenangeln im Frühjahr ist die Wassertemperatur. Mit Ihr sinkt oder steigt nicht nur das Thermometer, sondern auch die Erfolgsaussichten. Pendelt sich die Wassertemperatur auf ungefähr 7 °C bis 8 °C ein, so könnt Ihr mit den ersten Bissen rechnen. Umso wärmer das Wasser wird, desto aktiver werden auch die Karpfen. Erreicht das Wasser die ersehnten zweistelligen Temperaturwerte, so kommen auch die Karpfen in Wallung und Ihr könnt mit regelmäßigen Fängen rechnen.

Bevor Ihr jetzt voller Euphorie ans Wasser stürmt und Euch später wundert, warum Ihr keinen Biss verzeichnen konntet, müsst Ihr im Vorhinein die perfekte Platzwahl treffen und Euren Köder optimal am Spot präsentieren. Hierzu versetzt Ihr Euch am besten in die Lage der Karpfen. Sie lieben warmes Wasser und bevorzugen dementsprechend die Gewässerzonen, wo die Wassertemperatur am Höchsten ist. Der Wärmegrad des Wassers variiert allerdings je nach Tiefe und Bereich eines jeweiligen Gewässers. Also gilt es, die wärmsten Sektoren ausfindig zu machen. 

Flache Buchten, Plateaus oder Sandbänke, auf denen die Frühjahrssonne den gesamten Tag über mit voller Kraft scheint, erwärmen sich viel schneller, als beispielsweise ein Kantenfuß in mehreren Metern Wassertiefe. Zeigt Euer Thermometer im Uferbereich 10 °C an und Ihr werft Euren Köder an eine fünf Meter Tiefe Abbruchkante, so angelt Ihr höchstwahrscheinlich an den Karpfen vorbei. Ihr müsst Eure Köder natürlich auch in dem Flachbereich präsentieren, denn die Karpfen befinden sich genau dort auf Nahrungssuche. Knietiefes Wasser bis hin zu Bereichen, die ungefähr eine Wassertiefe von einem Meter aufweisen, sind jetzt die absoluten Hotspots.

Dieser Karpfen ließ sich den Boilie im Frühjahr bei 8 °C Wassertemperatur schmecken | Quelle: Ruwen Koring

Flache Buchten sind nicht nur im Sommer, sondern besonders beim Karpfenangeln im Frühjahr ein perfekter Spot |Quelle: Ruwen Koring

Habt Ihr einen solchen Spot ausfindig gemacht, so präsentiert Eure Köder auch genau dort. Die Karpfenbisse erfolgen meist über den gesamten Tag, wobei besonders die Nachmittags- und Abendstunden zu den erfolgversprechendsten Zeiten gehören. Die Sonne erhitzt das Flachwasser besonders während der Mittagszeit, wodurch es den wärmsten Punkt erreicht. Manchmal kann ein Temperaturunterschied von einem Grad vollkommen ausreichen, damit die Karpfen in den Fressmodus schalten. Kühlt sich das Wasser aufgrund der fehlendes Sonne am Abend und in der Nacht wieder ab, so stellen die Rüssler in der Regel das Fressen ein.

Umso flacher das gesamte Gewässer ausfällt, desto schneller erwärmt es sich. Daher könnt Ihr in Teichen sowie in kleineren und flachen Seen sehr früh im Jahr mit dem Karpfen beginnen. Hier reichen bereits ein paar sonnige Tage im Frühjahr meist vollkommen aus, um das Gewässer auf Betriebstemperatur zu bringen.

Fischt Ihr hingegen an großen Stauseen, Baggerseen oder anderen großen und tiefen Stillgewässern, so müsst Ihr den Angelplatz mit reichlichster Sorgfalt auswählen. Setzt Euch nicht an den nächstbesten und bequemsten Angelplatz, sondern nehmt das Gewässer genauestens unter die Lupe und haltet gezielt nach Flachwasserbereichen Ausschau.

Der Nachmittag & somit die Beste Beißzeit des Tages beim Karpfenangeln im Frühjahr ist angebrochen | Quelle: Ruwen Koring

Zum Karpfenangeln im Frühjahr benötigt Ihr keine spezielle Ausrüstung und Ihr könnt natürlich Eure Karpfenruten, Karpfenrollen und Karpfenrigs verwenden, die Ihr das gesamte Jahr über nutzt. 

Allerdings gilt es ein besonderes Hauptaugenmerk auf den Karpfenköder zu legen, denn der Bait ist zu dieser Jahreszeit ein ganz entscheidender Faktor. Proteinreiche Boilies, die im kalten Wasser sehr schnell arbeiten und Ihr Aroma freisetzen, sind jetzt der Schlüssel zum Erfolg. Mit einem zusätzlichen Booster, indem Ihr den Köder durch einen speziellen Dip oder ein verführerisches Flavour noch attraktiver gestaltet, kann ebenfalls den Unterschied ausmachen. Ihr müsst die teilweise trägen Karpfen dazu bringen, dass sie zu Eurem Köder nicht „Nein“ sagen können.

Dementsprechend ist neben dem Geruch auch die Köderfarbe entscheidend. Gelbe, pinke oder andere gut sichtbare Köder, die sich von dem ansonsten noch tristen Gewässergrund abheben, sind jetzt das Erfolgsrezept. Auch wenn die Karpfen den Köder nicht fressen wollen, müsst Ihr die Neugierde der Fische wecken, sodass sie den Köder zumindest kurzzeitig einsaugen. Noch bevor sie ihn wieder ausspucken können, greift Euer rasiermesserscharfe Karpfenhaken im Maul des Rüsslers. Je nach Gewässer können sinkende oder auftreibende Baits den gewünschten Erfolg bringen. Manchmal ist es ein greller Pop Up Boilie, der dicht über dem Gewässerboden schwebt, während an anderen Gewässern sogenannte Sinkers bevorzugt werden. Die Ködergröße könnt Ihr jetzt kleiner wählen, als während anderer Jahreszeiten, weil sich die Karpfen ganz einfach noch nicht in großer Fresslaune befinden. Besonders erfolgversprechend sind Boiliegrößen von 16 mm bis 18 mm.

Ein gut sichtbarer Boilie an einem herkömmlichen Hair Rig |Quelle: Ruwen Koring

Zudem solltet Ihr auf gar keinen Fall übermäßig Futter einbringen und frei nach dem Motto „weniger ist oftmals mehr“ agieren. Die Beißfenster der Karpfen sind recht klein und sie nehmen nur sehr wenig Nahrung zu sich. Daher reicht es vollkommen aus, wenn Ihr maximal eine Hand voll Boilies an Eurem Köder füttert.

Der Boilie wird mit einem zusätzlichen Flavour beim Karpfenangeln im Frühling geboostert | Quelle: Ruwen Koring

Auch eine Köderkombination aus einem halben Boilie samt einer Tigernuss oder Hartmais können die Karpfen aus der Reserve locken. Eine Hartmaiskette, die dank eines kleinen Auftriebskörpers verführerisch über dem Boden schwebt ist ebenfalls immer einen Versuch wert. Beim Fischen mit mehreren Angelruten solltet Ihr die Köder variieren, damit Ihr schnell herausfindet, welche Köder die Karpfen an Eurem Gewässer bevorzugen.

Eine schwebende Hartmaiskette ist ein sehr guter Köder zum Karpfenangeln im Frühjahr | Quelle: Ruwen Koring